Hier finden Sie eine Übersicht über zentrale Befunde aus den bisherigen Befragungen des Weizenbaum Panels. Mit jeder neuen Befragung wird diese Übersicht aktualisiert. Ausführlichere Darstellungen und Analysen finden Sie in den bisher veröffentlichten Publikationen. Zudem können Sie die erhobenen Daten mit unserem Data Explorer interaktiv erkunden und visualisieren.
Politisches Interesse und Einstellungen zur Demokratie
- Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland ist politisch interessiert und möchte die Demokratie aktiv mitgestalten.
- Das Internet wird überwiegend positiv bewertet und ist zu einer wichtigen Informationsquelle für politische Themen geworden, besonders für jüngere Menschen. Sozialen Medien und Künstlicher Intelligenz steht die Bevölkerung hingegen kritischer gegenüber. Während ein Drittel der Bevölkerung diese Bereiche positiv bewertet, schätzen jeweils genauso viele Personen sie eher negativ ein, oder bleiben in ihrer Einschätzung unentschieden.
- Auch wenn die Mehrheit der Bürger:innen die Demokratie als funktionsfähig bewertet, zweifelt rund ein Viertel daran, dass Wahlen einen Unterschied in der Politik machen.
- Trotz der öffentlichen Kritik an den Pandemiemaßnahmen der Regierung konnte im Jahr 2020 ein Anstieg des Vertrauens in die Regierung verzeichnet werden. Dieses Vertrauen stabilisiert sich in den darauffolgenden Jahren. Der Effekt, dass Regierungen in Krisenzeiten höhere Vertrauenswerte erzielen, ist im Kontext des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bisher nicht zu beobachten.
Politische Partizipation
- Klassische Formen des sozialen und politischen Engagements werden in großem Umfang durch digitale Partizipationsformen ergänzt, vor allem in jungen Altersgruppen. Das Teilen und Kommentieren von politischen Inhalten hat sich im Partizipationsrepertoire der Bevölkerung etabliert. Zudem zeigt sich die Abnahme einiger traditioneller politischer Aktivitäten wie der Mitgliedschaft in Parteien oder der Kontaktaufnahme zu Politiker:innen. Die Corona-Pandemie scheint diese Entwicklung noch verstärkt zu haben: Auch nach Aufhebung der Kontaktbeschränkungen sind das ehrenamtliche Engagement oder das Unterzeichnen von Petitionen nicht wieder angestiegen.
- Die populärsten Formen politischer Partizipation sind Geldspenden, das Kaufen von oder der Verzicht auf bestimmte Produkte aus politischen oder ethischen Gründen (Boycott/Buycott), die Mobilisierung anderer Menschen und das Unterschreiben von Petitionen.
- In Anbetracht nationaler und internationaler Katastrophen spendeten 2021 mehr Personen Geld an politische oder wohltätige Zwecke als in den Vorjahren. Trotz politischer Unsicherheiten und Inflation blieb die Spendenbeteiligung 2022 auf einem hohen Niveau stabil und hat im längerfristigen Vergleich sogar zugenommen.
- Menschen, die sich auf der sozialen Leiter selbst niedriger einstufen, partizipieren politisch weniger als Menschen, die sich einem höheren sozialen Status zuordnen. Während dieser Zusammenhang für traditionelle Beteiligungsformen stark ausgeprägt ist, zeigen sich bei digitalen Partizipationsformen geringere Unterschiede.
Bürgerschaftliche Normen
- Traditionelle Bürgernormen wie die Teilnahme an Wahlen, das Einhalten von Gesetzen und das Verfolgen von politischen Themen in den Medien werden als sehr wichtig bewertet.
- Auch Normen, die auf einen respektvollen öffentlichen Diskurs im Internet abzielen, erhalten eine große Unterstützung.
- Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland ist der Ansicht, gute Bürger:innen sollten sich verantwortungsvoll mit Informationen auseinandersetzen und sich aktiv gegen Falschmeldungen und Hassrede einsetzen.
Zivilcourage im Internet
- Um die 40 Prozent der Internetnutzer:innen in Deutschland sind im Jahr 2022 mit Hass und Hetze im Netz in Berührung gekommen. Der Trend ist dabei seit 2019 rückläufig. Rund ein Drittel von diesen Personen hat solche Beiträge schon einmal gemeldet oder sich öffentlich dagegen geäußert.
- Über ein Drittel der Internetnutzer:innen ist im vergangenen Jahr in Kontakt mit sogenannten „Fake News“ gekommen. Etwa zwei Drittel davon gab an, in einem solchen Fall andere Menschen gewarnt zu haben und verdächtige Nachrichten selbst zu überprüfen. Zur Meldung von Falschnachrichten an Plattformbetreiber entschlossen sich dagegen deutlich weniger.
Geschlechterunterschiede in der politischen Partizipation
- Frauen zeigen ein geringeres politisches Interesse und schätzen ihre politische Selbstwirksamkeit geringer ein als Männer. Sie beteiligen sich in der Regel auch weniger an politischen Aktivitäten. Allerdings berichten deutlich mehr Frauen als Männer, aus politischen oder ethischen Gründen bestimmte Produkte konsumiert oder darauf verzichtet zu haben.
- Unterschiede zeigen sich auch in den politischen Debatten im Netz: Mehr Männer als Frauen kommentieren und teilen politische Inhalte in sozialen Medien.
- Eine große Mehrheit der Bevölkerung unterstützt Forderungen nach mehr Frauen in politischen Führungspositionen. Eine Frauenquote findet jedoch bedeutend weniger Zustimmung – auch unter Frauen.
Antidemokratische Beteiligung
- Knapp jede zehnte Person in Deutschland weist stark autoritäre Einstellungen auf.
- Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nutzen autoritäre Menschen politische Beteiligungsformen deutlich weniger. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist es demnach nur eine kleine Minderheit, die mit antidemokratischen Haltungen besonders lautstark den politischen Diskurs beeinflusst.